VPN-Dienste für Journalist:innen im Vergleich

Eine Person arbeitet an einem Laptop. Ich stelle die wichtigsten VPN-Dienste für Journalist:innen vor.

VPN-Dienste für Journalist:innen sind kein Allheilmittel, aber in bestimmten Situationen sehr hilfreich. Ich erkläre dir, wie ein VPN funktioniert, wann du einen VPN-Server brauchst – und worauf du bei der Anbieterwahl achten solltest.

Wer sich in den vergangenen Jahren durchs Internet bewegt hat, kam auf jeden Fall schon mal in Berührung mit Werbung für einen VPN-Anbieter. Surfshark, NordVPN und andere Dienste bewerben sehr präsent ihre Angebote in YouTube-Videos, Podcasts oder in Blogs. Creator:innen nehmen die Werbung gerne an, weil in vielen Fällen attraktive Provisionen locken.

Keine Angst, dieser Artikel wird kein Werbepost für einen einzelnen VPN-Anbieter und ich setze auch keine Affiliate-Links ein. Stattdessen möchte ich erklären, was ein VPN ist, in welchen Situationen ein VPN für Journalist:innen sinnvoll sein kann und worauf du bei der Auswahl eines VPN-Anbieters achten solltest.

Was ist ein VPN?

VPN steht für Virtual Private Network. Ich kann mich mit diesem virtuellen privaten Netzwerk von meinem Handy oder Computer verbinden, um beispielsweise auf das Netzwerk meiner Redaktion zuzugreifen. Gerade in Corona-Zeiten haben das viele Journalist:innen gemacht.

Die bekannten VPN-Dienste können aber mein Surfverhalten im Internet anonymisieren, indem sie sich zwischen meinen Internetanschluss und die Website schalten, die ich gerade aufrufe. Denn wenn ich mich von meinem heimischen Computer mit dem Internet verbinde, kann mein Internet-Anbieter (Telekom, Vodafone, 1&1 etc.) einsehen, welche Websites ich besuche. Das Gleiche gilt auch für Netzwerkbetreiber, wie Inhaber:innen eines Cafés, in dessen öffentliches WLAN ich mich einwähle.

Nutze ich einen VPN-Dienst, können diese Stellen nur nachverfolgen, dass ich mich mit dem VPN verbunden habe. Wie es danach weitergeht, können sie dann nicht mehr sehen. Auch die Website, die ich aufrufe, sieht nur die IP-Adresse des VPNs. Das heißt, mein Website-Besuch lässt sich auch von der anderen Seite nicht auf meinen privaten Internetanschluss zurückverfolgen.

VPN-Dienste für Journalist:innen: So funktioniert ein VPN-Tunnel

Solange der VPN-Anbieter also meine Verbindungsdaten nicht herausgibt und ich keine persönlichen Daten auf Websites eingebe, bin ich weitestgehend anonym im Internet unterwegs. Dazu später mehr.

In der Werbung für VPN-Anbieter wird gerne behauptet, dass die eigene Verbindung mit einem VPN verschlüsselt und dadurch sicherer wird. Dadurch, dass die meisten Internetseiten aber sowieso nur noch verschlüsselt per HTTPS-Übertragung erreichbar sind, ist das ein Scheinargument.

Wofür brauche ich ein VPN?

Nicht jede Redaktion, nicht alle Journalist:innen brauchen ein VPN. In einigen Situationen kann es aber sinnvoll sein, sich mit einem VPN zu verbinden:

  • Öffentliche Netzwerke: Du recherchierst in einem Café oder in einer Bibliothek und möchtest nicht, dass die Betreiber:innen verfolgen können, welche Seiten du von deinem Computer aufrufst.
  • Umgehung von Netzsperren: Bestimmte Websites werden von Behörden in Deutschland und auch im Ausland gesperrt. Teilweise, um zu zensieren, aus Jugendschutzgründen, oder um illegale Dienste unzugänglich zu machen. Mit einem VPN lassen sich diese Sperren häufig umgehen.
  • Internationale Recherchen: Mit einem VPN kannst du deinen Internetanschluss in ein anderes Land versetzen. So kannst du nachvollziehen, wie bestimmte Internetseiten für die Bevölkerung eines ausgewählten Landes aussehen oder Inhalte aufrufen, die nur aus einem bestimmten Land zugänglich sind.

Diese Szenarien sind sehr spezifisch. Wenn du aber auch grundsätzlich nicht möchtest, dass dein Internet-Anbieter nachverfolgen kann, wie du dich durchs Netz bewegst, kann dir ein VPN helfen.

Worauf sollte ich bei einem VPN achten?

Es gibt weder den pauschal besten VPN-Anbieter, noch ist jeder Dienst für alle Journalist:innen gleichermaßen geeignet. Wenn du auf der Suche nach einem geeigneten Dienst bist, solltest du vor allem auf folgende Kriterien achten:

  • Serverstandorte: Viele Anbieter betreiben VPN-Server in Dutzenden Ländern. Wenn du einer Website vorgaukeln möchtest, du seist in einem bestimmten Land, solltest du prüfen, dass der jeweilige VPN-Dienst das jeweilige Land in seiner Serverliste aufgeführt hat.
  • Verbindungsgeschwindigkeit: Je nachdem wie hoch die Auslastung eines VPN-Servers ist, kann sich deine Surfgeschwindigkeit verlangsamen. Nutze deshalb die kostenlose Testphase vieler VPN-Anbieter, um die Geschwindigkeit auszuprobieren.
  • Datenschutz: Die Anonymisierung deines Surfverhaltens funktioniert nur, wenn der VPN-Anbieter keine Daten seiner Nutzer:innen speichert und an Behörden weitergibt. Achte deshalb auf eine No-Log-Policy, also eine „Ich-speichere-nichts-Richtlinie“ beim jeweiligen VPN-Tool.
  • Kill-Switch: Um zu verhindern, dass deine private IP-Adresse bei einem Ausfall des VPNs durchrutscht, ist ein sogenannter Kill-Switch praktisch. Das bedeutet, dass deine Internetverbindung automatisch unterbrochen wird, wenn die VPN-Verbindung kurz ausfällt. Alle gängigen VPN-Dienste bieten so eine Einstellung an.
  • Kosten: Viele Funktionen der VPN-Dienste ähneln sich, deswegen solltest du auch auf die Kosten achten. Viele Anbieter locken inzwischen mit Zusatzfunktionen (z. B. Passwortmanager, E-Mail oder Cloud-Speicher), um das eigene Angebot attraktiver zu machen. Gerade wer selten eine VPN-Verbindung aufbaut, sollte dafür nicht mehr als zwei bis drei Euro pro Monat ausgeben.

VPN-Dienste für Journalist:innen im Überblick

Ich stelle dir die bekanntesten VPN-Dienste für Journalist:innen und ihre Unterschiede vor, damit du einen Einblick in den Markt bekommst. Anhand deiner persönlichen Einsatzszenarien und anhand deines Budgets kannst du so hoffentlich einen geeigneten Anbieter für dich finden.

NordVPN

Screenshot NordVPN

NordVPN fällt durch seine besonders hohe Werbewirksamkeit auf. Das Tool ist sehr bekannt und wird deshalb auch gerne genutzt. Für mich war NordVPN meine erste Berührung mit VPN-Tools. Inzwischen nutze ich aber einen anderen Dienst. NordVPN hat seinen Sitz in Panama, betreibt mehr als 7.700 Server in 118 Ländern und bietet die Möglichkeit, sich mit 10 eigenen Geräten parallel mit einem VPN zu verbinden. Der Anbieter gibt an, das Surfverhalten nicht zu speichern. Neben VPN-Servern bietet NordVPN auch einen eigenen Passwortmanager und sicheren Cloud-Speicher an.

Firmensitz: Panama
Server:
7.743 in 118 Ländern
Günstigster Listenpreis:
3,39 Euro pro Monat

Surfshark

Screenshot Surfshark

Auch Werbung für Surfshark tauchte in den vergangenen Jahren immer wieder bei meinen Lieblings-YouTubern oder in Blogs auf. Der Anbieter unterscheidet sich vor allem dadurch, dass man sich mit unbegrenzt vielen Geräten gleichzeitig verbinden kann (In welchen Szenarien braucht man das wirklich?). Auch Surfshark hat eine geprüfte No-Logs-Richtlinie. Die Preise sind niedriger als bei NordVPN. Die Server-Anzahl ist aber auch kleiner.

Firmensitz: Niederlande
Server:
3.200 in 100 Ländern
Günstigster Listenpreis:
1,99 Euro pro Monat

Mullvad

Screenshot Mullvad

Mullvad VPN besticht vor allem durch seine Anonymität. Ich brauche keine E-Mail-Adresse, um mich zu registrieren. Stattdessen generiert der Dienst eine zufällige Kontonummer, mit der ich mich einloggen kann. Mullvad bietet zudem verschiedene anonyme Zahlungsmöglichkeiten (sogar Bargeld) an. Der Dienst hat aber deutlich weniger Server in weniger Ländern und ist im Vergleich zu anderen Tools auch etwas teurer. Auch hier wird kein Userverhalten gespeichert.

Firmensitz: Schweden
Server:
736 in 49 Ländern
Günstigster Listenpreis:
5 Euro pro Monat

CyberGhost

Screenshot CyberGhost VPN

CyberGhost ist eine der günstigsten VPN-Dienste für Journalist:innen. Der Dienst bietet eine große Auswahl an Servern. Auch CyberGhost hat eine No-Log-Policy. Das Angebot lässt sich 45 Tage kostenlos testen. Der Support ist nach eigenen Angaben rund um die Uhr erreichbar.

Firmensitz: Rumänien
Server:
11.000 in 100 Ländern
Günstigster Listenpreis:
2,19 Euro pro Monat

Proton

Screenshot Proton VPN

Inzwischen ist Proton der VPN-Anbieter meiner Wahl. Der Dienst aus der Schweiz bietet gegen Aufpreis auch verschlüsselten Cloud-Speicher, einen Passwortsafe und einen Webmailer an, mit dem ich verschlüsselte Mails verschicken kann. Die Verbindungsgeschwindigkeit ist prima, die Länderauswahl auch. Der Dienst gibt an, keine Logs zu speichern. Gleichzeitig ist Proton VPN etwas teurer.

Firmensitz: Schweiz
Server:
13.656 in 122 Ländern
Günstigster Listenpreis:
4,49 Euro pro Monat

PIA VPN

Screenshot PIA VPN

Im direkten Vergleich ist PIA (Private Internet Access) der günstigste VPN-Anbieter. Besonders bemerkenswert ist die große Auswahl an verfügbaren Servern. Für den geringeren Preis stehen aber weniger Länder zur Auswahl. Ähnlich wie bei den anderen Diensten können sich bis zu 10 Geräte gleichzeitig aus einem Account verbinden. Auch hier gilt eine No-Log-Policy. Kryptowährungen werden als Zahlungsmittel akzeptiert.

Firmensitz: USA
Server:
30.000 in 91 Ländern
Günstigster Listenpreis:
1,79 Euro pro Monat

Tor-Browser

Screenshot Tor-Browser

Tor ist ein Internetbrowser, der besonders die Anonymität seiner Nutzer:innen ausgerichtet ist. Alle Verbindungen werden über mindestens drei Server umgeleitet, sodass ein Rückschluss auf den ursprünglichen Internetanschluss erschwert wird. Häufig sind die Ladezeiten von Websites dadurch länger. Neben klassischen Websites ermöglicht der Tor-Browser auch den Zugang zum sogenannten Darknet. Das sind Internetseiten mit .onion-Adressen, die über andere gängige Browser nicht erreichbar sind.

Der Tor-Browser ist kostenlos.

VPN-Dienste für Journalist:innen: Mein Fazit

Ob ein VPN für dich sinnvoll ist, hängt stark davon ab, wie du arbeitest. Wer regelmäßig im Ausland recherchiert oder oft öffentliches WLAN nutzt, profitiert mehr davon als jemand, der selten außerhalb der Redaktion unterwegs ist oder wenig investigativ arbeitet.

Ich selbst nutze inzwischen Proton, vor allem wegen der zusätzlichen Funktionen. Der Dienst ist aber nicht der günstigste. Für den Einstieg empfehle ich eher einen preiswerten Anbieter mit solider No-Log-Policy – zum Testen, ohne gleich zu tief in die Tasche zu greifen.