Wie sollten Redaktionen sinnvoll Community Management einsetzen? Was sind geeignete Strategien? Wie sollten Medien und Unternehmen mit Hass und negativer Kritik umgehen? Relevante Studien zum Community Management im Überblick.
Ich bin regelmäßig in Redaktionen, bei Medienunternehmen, Verbänden und anderen Institutionen zu Gast, um mit ihnen über die Digitalisierung der Medienwelt und damit verbundene Fragen zu sprechen. Kaum ein Thema wird derzeit so häufig nachgefragt wie Community Management.
„Community Management ist die Bezeichnung für alle Methoden und Tätigkeiten rund um Konzeption, Aufbau, Leitung, Betrieb, Betreuung und Optimierung von virtuellen Gemeinschaften sowie deren Entsprechung außerhalb des virtuellen Raumes. Unterschieden wird dabei zwischen operativen, den direkten Kontakt mit den Mitgliedern betreffenden, und strategischen, den übergeordneten Rahmen betreffenden, Aufgaben und Fragestellungen.“
Bundesverband Community Management
Community-Management-Studien: Relevante Paper im Überblick
In meinen Workshops fragen einige Teilnehmende nach relevanten Studien zum Thema Community Management. Das Ziel: persönlichen Erfahrungen oder Beobachtungen aus der Arbeit mit Communities eine Datengrundlage geben. Ich empfehle an dieser Stelle in der Regel fünf relevante Studien zum Community Management.
Studie: „Hallo liebe Community!“
Bestärkende Moderation in Kommentarspalten verbessert die Qualität der Diskussion und die Wahrnehmung von Medienmarken. Das zeigt ein Forschungsprojekt, das Prof. Dr. Marc Ziegele und Dominique Heinbach von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit Unterstützung der Landesanstalt für Medien NRW durchgeführt haben.
Studie: „Hass im Netz“
Hassrede und Verleumdung prägen zunehmend die Kommentarspalten von journalistischen Online-Angeboten. Diese unqualifizierten und oft emotionsgeladenen Debatten sind für Redaktionen und Nutzer:innen gleichermaßen unerwünscht und frustrierend. Stephan Weichert und Leif Kramp untersuchen in ihrer Studie anhand einer Kommentaranalyse das Diskussionsverhalten von Nutzer:innen und formulieren Handlungsoptionen. Sie raten Redaktionen, systematisch in den Dialog zu treten. Die Landesanstalt für Medien NRW hat zusätzliche eine praxisorientierte Handreichung veröffentlicht.
Studie: „Publizieren wird zur Mutprobe“
Forschende der Universität Bielefeld befragten 2016 für ihre Studie Journalist:innen zu ihrer Wahrnehmung von Hasskommentaren unter ihren Beiträgen im Netz. Zwei Drittel der Befragten (67 %) sagen, dass hasserfüllte Angriffe des Publikums in den vergangenen 12 Monaten deutlich gestiegen sind. Insgesamt 42 % der befragten Journalist:innen waren in 2016 selbst von Angriffen betroffen. 26 % der Befragten berichten von mehrmaligen bis regelmäßigen Angriffen.
Studie: „Hass auf Knopfdruck“
Eine Studie des Londoner Institut for Strategic Dialogue und der Initiative ichbinhier e. V. zeigt das Ausmaß rechtsextremer Hasskampagnen in Deutschland nach Einführung des NetzDG. Dabei nutzen Rechtsextreme gezielt unmoderierte Kommentarspalten reichweitenstarker Medien, um ihre oft verfassungsfeindlichen Narrative in die Mitte der Gesellschaft zu tragen.
Forsa-Befragung zur Wahrnehmung von Hassrede
Bereits seit 2016 erhebt forsa im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW in einer jährlichen Umfrage die Wahrnehmung von Hassrede im Netz. Die Ergebnisse bestätigen über die Jahre den Eindruck, dass es hier einen Handlungsbedarf gibt.
Community Management: Weitere Publikationen
- Eine repräsentative Umfrage im Auftrag von HateAid im Rahmen des Landecker Digital Justice Movement hat im Jahr 2021 erstmals 2.000 Personen im Alter zwischen 18 und 80 Jahren aus allen EU-Staaten zu ihren Erfahrungen mit digitaler Gewalt befragt.
- Das No Hate Speech Movement und die Neuen deutschen Medienmacher:innen geben in ihrem Leitfaden Tipps zum Umgang mit Hassrede.
- Unter dem Titel „Menschenwürde online verteidigen“ teilt die Amadeo Antonio Stiftung 33 Social Media-Tipps für die Zivilgesellschaft.
- HateAid teilt Strategien für den Umgang mit einem Shitstorm.
- Talkwalker und HubSpot haben ein Handbuch zu Social-Media-Krisen veröffentlicht.
- Der Bundesverband Community Management teilt in regelmäßigen Abständen Einblicke in das Arbeitsfeld Community Management. Die aktuellste Studie stammt aus dem Jahr 2018. Die Autor:innen informieren darin über Berufsbilder und Aufgaben, geben aber auch Insights zu Plattformen und Strategien. Ein internationales Pendant ist „The State of Community Management“ des Community Roundtable.
Kennt ihr noch weitere spannende Studien zum Thema Community Management? Schickt mir gerne eine Direktnachricht bei Twitter.