Honorar berechnen als Journalist:in: In 5 Schritten zum eigenen Tagessatz

Geldscheine fliegen durch die Luft. In diesem Guide erkläre ich, wie du dein Honorar als freie Journalist:in berechnen kannst.

Wie viel Geld ist deine Arbeit wert? In diesem Guide erkläre ich, wie du dein Honorar als freie:r Journalist:in berechnen kannst.

Gerade am Anfang meiner Karriere als freiberuflicher Journalist war ich unsicher, wie viel Geld ich für meine Arbeit verlangen kann. Was ist meine Rechercheleistung, mein selbst produzierter Radiobeitrag oder ein geschriebener Artikel wert? Darf ich verhandeln? Welche Honorare sind üblich? In der Praxis sah es dann oft so aus, dass ich ein vorgegebenes Honorar akzeptiert habe. Teilweise waren die Sätze in einem Tarifvertrag geregelt. Teilweise hat die Redaktion Honorare aber auch frei verhandelt.

Inzwischen kann ich von meinem Beruf sehr gut leben. Auch weil ich gelernt habe, dass wenn ich gute Arbeit leiste, Auftraggeber:innen bereit sind, mehr zu zahlen. Spätestens dann wird es für dich wichtig, auszurechnen, wie viel du pro Tag oder Artikel mindestens verdienen musst. Schließlich führen wir als freiberufliche Journalist:innen ein kleines Unternehmen, bei dem am Jahresende ein Gewinn erwirtschaftet werden sollte.

Anleitung: Honorar berechnen in 5 Schritten

In diesem Guide erkläre ich dir Schritt für Schritt, wie du deinen Tagessatz oder dein Beitragshonorar berechnest, um mit dem Beruf als Journalist:in ausreichend Geld für deinen persönlichen Lebensunterhalt zu verdienen.

Schritt 1: Deine Ausgaben zusammentragen

Die wichtigste Erkenntnis vorweg: Es gibt nicht das pauschale Zeilenhonorar oder den perfekten Tagessatz, von dem alle gleichermaßen Journalist:innen leben können. Dein individuelles Honorar sollte immer davon abhängen, was du zum Leben brauchst. Wer keine Familie, Auto oder großes Haus hat, braucht natürlich auch weniger Geld. Deshalb solltest du dir im ersten Schritt einen Überblick zu deinen privaten Ausgaben und beruflichen Kosten verschaffen.

Wie viel Geld brauchst du im Monat für deine Miete, für Lebensmittel oder zum Feiern gehen? Auch Ausgaben für Kleidung, Urlaub, das Spotify- und Netflix-Abo solltest du einbeziehen. Nicht zu vergessen sind Kosten für deine Krankenversicherung, die Privathaftpflicht oder Berufsunfähigkeitsversicherung.

Dann addierst du die monatlichen Kosten, die im Zusammenhang mit deinem Freiberuf entstehen: Das Adobe-Abo, Kontoführungsgebühren, Reisekosten oder die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft. Genauso solltest du genug Geld zum Zurücklegen einkalkulieren: der Notgroschen, wenn die Waschmaschine kaputtgeht oder die Rate für deinen ETF-Sparplan.

Hast du diese ganzen Ausgaben zusammengerechnet, ergibt sich dein monatlicher Bedarf. Das ist das Geld, was mindestens pro Monat auf deinem Konto netto eingehen sollte. Gehen wir für dieses Beispiel mal von einem Gesamtbedarf von 2.000 Euro aus.

Schritt 2: Steuern und Vorsorge einkalkulieren

Jetzt kommen noch Steuern oben drauf. Wenn du als Kleinunternehmer:in startest, musst du dir erstmal keine Gedanken um die Umsatzsteuer machen. Einkommenssteuer wird aber fällig, wenn du irgendwann mehr Geld verdienst. Diese Steuern musst du natürlich auch von deinen Honoraren bezahlen.

Wie viel Einkommensteuer anfällt, ist individuell natürlich unterschiedlich. Als Daumenregel kann man aber sagen, dass du mit etwa 30 Prozent des Einkommens an Abgaben rechnen kannst. Das heißt, wir teilen für unser Beispiel 2.000 Euro durch 0,7. Das ergibt etwa 2.857 Euro.

Diese 2.857 Euro solltest du im Monat also im Schnitt brutto verdienen, um deine Kosten zu decken.

Schritt 3: Arbeitstage berechnen

Im nächsten Schritt solltest du ausrechnen, wie viele Tage im Monat dir für Arbeit zur Verfügung stehen. Wenn du gerade noch im Studium bist, sind es natürlich weniger Tage als wenn du als Vollzeitkraft arbeitest.

Die Wochenenden können wir schonmal abziehen, bleiben in einem Durchschnittsmonat also noch etwa 20 Tage. Du solltest zusätzlich Puffertage einplanen: für Urlaub, für Buchhaltung und Orgakram und für den Fall, dass du krank wirst. Erfahrungsgemäß kannst du dafür mit fünf bis sieben Tagen rechnen. Bleiben also 13 bis 15 Arbeitstage pro Monat.

Schritt 4: Deinen persönlichen Tagessatz ermitteln

Um nun auf deinen individuellen Tagessatz zu kommen, teilst du deinen Monatsbedarf (brutto) durch die Anzahl der möglichen Arbeitstage. Für unser Beispiel teile ich also 2.857 Euro durch 13 Arbeitstage. Das sind rund 220 Euro.

Diese 220 Euro sind also dein Mindesthonorar pro Tag. Verdienst du pro Tag weniger, lohnt sich die Arbeit in diesem individuellen Fall nicht. Möchte ein:e Auftraggeber:in weniger zahlen, solltest du den Auftrag nicht annehmen, da das Geld nicht ausreicht, um deine Kosten zu decken. Mehr Honorar zu verlangen ist natürlich trotzdem möglich.

Wirst du hingegen pro Beitrag und nicht pro Arbeitstag bezahlt, solltest du ausrechnen wie viele Artikel, Radiobeiträge oder Videoreportagen du in den 13 bis 15 Arbeitstagen pro Monat schaffst. Sind es beispielsweise zehn Stücke, weißt du (2.857/10), dass du pro Beitrag etwa 286 Euro brauchst.

Schritt 5: Honorar vergleichen

Um dich nicht unter Wert zu verkaufen, hilft es zusätzlich dein berechnetes Honorar mit anderen Kolleg:innen zu vergleichen. Ich tausche mich dafür regelmäßig mit Freund:innen und Kolleg:innen aus. Auch eine Gewerkschaft für Journalist:innen kann dich bei Honorarfragen beraten. Ich bin zum Beispiel im DJV.

Der Berufsverband Freischreiber bietet zudem das Tool „Was Journalisten verdienen“ an. Hier kannst du vergleichen, welche Honorare oder Gehälter andere feste und freie Kolleg:innen gezahlt bekommen. So kannst du abschätzen, ob du dein Honorar auch höher ansetzen kannst.

Honorar berechnen als Journalist:in: Mein Fazit

Ein Honorar im Journalismus ist extrem individuell. Nur wer weiß, wie viel Geld er:sie im Monat zum Leben braucht, kann sagen, wie viel Geld pro Arbeitstag zusammenkommen muss. Ich empfehle, dein Honorar großzügig auszulegen, damit du Kund:innen im Zweifel noch etwas entgegenkommen kannst. Vergleiche deine Tagessätze und Beitragshonorare außerdem mit denen deiner Kolleg:innen, damit du fair für deine Arbeit bezahlt wirst.

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