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Netzwerk Recherche 2023: 10 Video-Highlights

Netzwerk Recherche 2023: Eine Reihe mit Stühlen in einem Veranstaltungssaal

Am Samstag ist in Hamburg die Netzwerk Recherche 2023 Jahreskonferenz in Hamburg zu Ende gegangen. Einige der mehr als 100 Panels wurden aufgezeichnet. Ich teile meine Video-Empfehlungen.

Die Jahreskonferenz des Netzwerks Recherche steht seit Jahren fest in meinem Jahresplan. Die Journalismus-Konferenz bietet jedes Mal eine Fülle an inspirierenden Panels und Diskussionen: Neue Rechercheansätze, praktische Tools und ethische Fragen werden diskutiert.

Darüber hinaus ist es immer wertvoll, Kolleg:innen wiederzusehen und sich über die Arbeit auszutauschen. Ab und zu bietet sich auch die Gelegenheit über persönliche Leidenschaften zu sprechen. So haben Martin Speer und ich beispielsweise Zeit gefunden, um übers Bahnfahren abzunerden. Das war cool!

Mehr als 100 Panels gab es in diesem Jahr. Einige davon wurden aufgezeichnet und sind bei YouTube zu finden. Meine Favoriten habe ich für euch zusammengestellt.

Berichten über #metoo – zwischen Betroffenen, Medienanwält:innen und Gerichten

Die Rammstein-Berichterstattung löste anwaltliche Unterlassungsbegehren aus, wodurch erneut Fragen zu den Möglichkeiten und Konsequenzen der Verdachtsberichterstattung aufgeworfen werden. Welche Schlüsse ziehen deutsche Medienhäuser aus den Reaktionen von Beschuldigten und Gerichten?

Machtmissbrauch, Imageschaden, Braindrain – Wohin geht’s mit Springer?

Das Panel befasst sich nicht nur mit den Döpfner-Leaks und der Reichelt-Affäre, sondern auch mit den medienpolitischen und journalistischen Herausforderungen bei Bild und Welt. Fragen zur Unabhängigkeit der Journalist:innen bei Springer, dem Einfluss von Verleger Mathias Döpfner und der Schwierigkeit, Personal zu gewinnen, werden erörtert.

Im Visier der Meute: Der mediale Umgang mit der „Letzten Generation“

Die Aktivist:innen der „Letzten Generation“ im Bereich Klimaschutz sorgen mit ihren Aktionen für Kontroversen und provozieren verschiedene Reaktionen, von kritischem Nachdenken über den Klimawandel bis hin zu gewaltsamen Selbstjustizakten. Die Medien stehen vor der Aufgabe, angemessen über diese Aktionen und die Reaktionen zu berichten.

Ibiza-Video – Wenn (m)eine Quelle ins Gefängnis muss…

Julian Hessenthaler, der das Ibiza-Video gedreht hat, bot es auch Jean Peters vom Neo Magazin Royal an, der heute bei Correctiv tätig ist. Medien wie ZEIT, Spiegel und Süddeutsche Zeitung berichteten darüber. Hessenthaler musste später in Österreich ins Gefängnis. Die Verantwortung von Journalist:innen gegenüber ihren Quellen, auch wenn diese unlautere Mittel nutzen, wirft Fragen auf, ebenso wie die Unterstützung nach der Veröffentlichung und die Grenzen des Kontakts, die sich möglicherweise verschieben, wenn eine Geschichte so weitreichend ist, dass sie beispielsweise eine Regierung stürzt.

„Ich verdien‘ mir was dazu…“ – Welche Interessenkonflikte sollten Journalist:innen vermeiden?

Der Fall Linda Zervakis und die Folgen haben im Frühjahr die Medienbranche beschäftigt. Der Medienkodex des Netzwerks Recherche besagt deutlich: „Journalist:innen machen keine PR“. Doch wie wird das in der Praxis umgesetzt? Sind Journalist:innen berechtigt, Veranstaltungen von Behörden, Parteien oder Unternehmen zu moderieren? Spielt die Bezahlung von Honoraren eine Rolle? Was ist mit politischen Stiftungen und Fortbildungsmaßnahmen?

Am Rande: Journalismus in der Aktivismusfalle

Journalismus basiert auf klaren Prinzipien, Werten und Regeln, aber auch auf entschlossener Recherche und dem Streben nach einer besseren Welt. Doch wo liegen die Grenzen guter journalistischer Praxis? In diesem Panel diskutieren die Teilnehmenden das Verhältnis von Aktivismus und Journalismus. Es geht um eine Bestimmung dessen, was guten Journalismus ausmacht.

Game-Changer oder Hype? ChatGPT und AI im Journalismus

Die Texterzeugung der künstlichen Intelligenz ChatGPT sowie beeindruckende Foto- und Kunstimitate durch andere Dienste sorgen seit Anfang des Jahres für Aufsehen. Es stellt sich die Frage, ob wir gerade eine entscheidende Veränderung erleben oder ob es sich lediglich um einen erneuten KI-Hype handelt. Kann eine General Purpose Artificial Intelligence (GPAI) wie ChatGPT bereits in der journalistischen Produktion eingesetzt werden und wie würde dies die Arbeitsweise verändern?

Lernende Algorithmen in der Redaktion: Wo KI sinnvoll ist und wo Unsinn

Obwohl Künstliche Intelligenz (KI) keine neue Technologie mehr ist, zeigen generative Modelle wie GPT-4 und StableDiffusion nun wirklich ihr Potenzial, unseren Alltag zu transformieren. Es ist nicht mehr erforderlich, ein ausgebildeter Data Scientist zu sein, um KI im redaktionellen Alltag als effektives Werkzeug einzusetzen. In dieser Präsentation werden bereits erzielte Erfolge und Perspektiven aufgezeigt.

Gute Quellen für Datenschätze

Das Panel präsentiert lohnenswerte Datenbanken im Internet und öffentliche Register, die wertvolle Informationen über Unternehmen enthalten. Es werden Beispiele gezeigt, welche Geschichten mithilfe dieser Datenbanken entstehen können. Zudem wird erklärt, wie man einen Antrag auf Einsicht ins Grundbuch stellt. Die vorgestellten Datenbanken umfassen das Handelsregister, eine Fördermittel-Datenbank des Bundes und Tenders Electronic Daily, eine Datenbank für Ausschreibungen in der Europäischen Union. Diese Datenbanken bieten auch Möglichkeiten für den Einsatz im Lokaljournalismus.

Personenbezogene Kontaktdaten finden und in der Recherche nutzen

In den letzten beiden Jahren sind personenbezogene Kontaktdaten aus dem Darknet ins Clearweb gewandert und sind damit praktisch für jeden zugänglich. In diesem Workshop werden Beispiele gezeigt, wie man ausgehend von grundlegenden Informationen wie Handynummern und E-Mail-Adressen weiter recherchieren kann. Als Beispiel dient Mark Zuckerberg, bei dem ausgehend von einer Telefonnummer (aus einem Facebook-Datenleck) weitere Telefonnummern und über ein Dutzend Mailadressen gefunden werden können.

Netzwerk Recherche 2023: Mein Fazit

Die Netzwerk Recherche 2023 Jahreskonferenz in Hamburg bot über 100 Panels mit inspirierenden Diskussionen. Empfehlenswerte Videos sind unter anderem zu Themen wie #metoo und den Medien, Machtmissbrauch bei Springer, der Umgang mit Klimaaktivist:innen, die Verantwortung von Journalist:innen bei sensiblen Quellen, und die Nutzung von KI im Journalismus. Ich freue mich schon aufs kommende Jahr!

Transparenz: Beim Schreiben dieses Artikels hat mich das KI-Sprachmodell GPT3.5 unterstützt.