Seit Beginn der Corona-Krise finden die meisten meiner Workshops und Seminare, die ich bei Medienunternehmen, Behörden und Verbänden halte, rein digital oder zumindest blended statt. Dabei vermittle ich meine Inhalte ungern rein in Form eines Vortrages. Das ist langweilig für Teilnehmer:innen, der Lernerfolg ist nicht so groß und der Tag ist anstrengender für mich. Stattdessen versuche ich, viele Methoden aus meinen Offline-Seminaren in die digitale Welt zu übertragen. Deshalb habe ich verschiedene Online-Seminar-Tools getestet und hier meine Lieblinge zusammengestellt.
Online-Seminar-Tools: Miro
Miro hat sich gleich zu Beginn der Pandemie einen Namen damit gemacht, besonders viele Funktionen zu bieten und einfach bedienbar zu sein. Ich habe mit Miro ein unendliches Whiteboard, auf dem ich Inhalte visualisieren, Brainstormings starten und Ideen strukturieren kann. Nette Zusatzfeatures sind ein Timer und viele Vorlagen für Ideenfindungsprozesse. Im Prinzip ist es die perfekte All-In-One-Lösung, wenn man bereit ist, für ein Tool Geld auszugeben. Denn ohne ein kostenpflichtiges Abo, kann man ein Board nicht mit Gästen teilen, die keinen Miro-Account haben. Für Lehrkräfte und Studierende gibt es ein Education-Angebot.
Online-Seminar-Tools: AWW
AWW war lange mein Geheimtipp als Miro-Alternative. Das Tool ist kostenlos, übersichtlich und intuitiv. Das dachte sich wahrscheinlich auch Miro und hat AWW deshalb gekauft. Ab April 2021 wird die Anwendung in aktueller Form eingestellt.
Online-Seminar-Tools: Mural
Mural ist sehr vergleichbar mit Miro. Ich persönlich finde das Dashboard von Mural noch etwas übersichtlicher und die Bedienung des Whiteboards etwas einfacher. Auch hier gibt es die Möglichkeit für Lehrkräfte, einen kostenfreies Premium-Abo zu bekommen.
Online-Seminar-Tools: Flinga
Ich finde, Flinga ist eine Alternative, die in Seminaren noch nicht so häufig auf dem Schirm ist. Das Tool kommt aus Finnland, entspricht also europäischen Datenschutzstandards und ist kostenlos. Lediglich die Lehrkraft braucht einen kostenlosen Account, die Teilnehmenden treten per Code einer Session bei und können dann gemeinsam Gedanken sammeln und strukturieren.
Online-Seminar-Tools: Google Jamboard
Auch der US-Internetriese Google hat natürlich einige Tools zum kollaborativen Lernen und Arbeiten entwickelt. Besonders gut gefällt mir Jamboard. Für kleine Zusammenfassungen oder gemeinsame Brainstormings eignet sich das Tool sehr gut, wenn man mit Blick auf den Datenschutz keine Bedenken hat. Der:Die Ersteller:in des Jamboards muss einen Google-Account haben.
Online-Seminar-Tools: Wonder.me
Besonders für Gruppenarbeiten oder World-Cafés im digitalen Raum ist Wonder.me eine wirklich coole Lösung. Teilnehmende können sich in definierte Räume verteilen, sich darin per Video zusammenschalten und den Raum selbstständig wechseln. Eine kreative und gelungene Alternative zu Breakout-Rooms, die den Teilnehmenden mehr Selbstständigkeit ermöglicht. Um das Tool zu nutzen, muss sich der:die Host registrieren.
Online-Seminar-Tools: Mentimeter
Mentimeter ermöglicht interaktive Präsentationen und kleine Quiz-Einheiten. Zwei interaktive Elemente pro Präsentation sind in der Basis-Version kostenlos möglich. Ich nutze das Tool vor allem gerne für Erwartungsabfragen. Teilnehmende können ihre Wünsche abschicken, daraus wird eine Wordcloud mit den häufigsten Begriffen generiert.
Online-Seminar-Tools: ONCOO
ONCOO beschreibt sich als “ein Projekt, das von Olaf Müller und Thomas Rohde entwickelt wird und zuerst im Fachseminar Informatik am Studienseminar für das Lehramt an berufsbildenden Schulen in Osnabrück unterrichtlich erprobt wurde”. Ich finde es vor allem praktisch für schnelle Brainstormings und die Feedback-Zielscheibe am Ende eines Seminars.
Vorteil: ONCOO ist hinsichtlich des Datenschutzes unbedenklich und sowohl Trainer:in als auch Teilnehmende müssen sich nicht registrieren. Leider funktioniert das Tool aber an einigen Stellen noch nicht so wie es soll. Das ändert sich aber sicherlich in Zukunft.
Online-Seminar-Tools: Watch2Gether
Gemeinsam Videos über die Bildschirmfreigabe von Zoom, Teams oder Webex anzuschauen, kann ziemlich anstrengend sein. Entweder die Bildqualität ist zu schlecht, oder der Ton kommt nur verzögert an. Mit Watch2Gether könnt ihr mit den Teilnehmenden YouTube-Videos, Twitch-Streams, Soundcloud-Audios oder Insta-Stories angucken, als ob ihr in einem Raum sitzen würdet. Das Tool bietet eine Playlist-Funktion, der Player wird zentral für alle von der Seminarleitung gesteuert. Die wichtigsten Funktionen von Watch2Gether sind kostenlos, es gibt aber auch einen Pro-Tarif.
Online-Seminar-Tools: Padlet
Padlet funktioniert super, um gemeinsam eine vordefinierte Struktur wie eine Tabelle zu befüllen. Lediglich der:die Host:in braucht einen Account, um andere einzuladen. Mit der größte Nachteil für mich ist, dass Teilnehmende die Inhalte anderer nicht verschieben können.
Online-Seminar-Tools: Tricider
Tricider hilft bei Entscheidungsprozessen. Teilnehmende können Ihre Ideen in den Ring werfen und im Anschluss über alle Ideen abstimmen. Die Auswertung ist übersichtlich, die Bedienung etwas unintuitiv. Aber mich hat Tricider in Ideation-Phasen schon weitergebracht.
Online-Seminar-Tools: Etherpad
Für das schnelle Aufschreiben von Ideen oder dem gemeinsamen Arbeiten an Texten hat sich das gute, alte Etherpad bewährt. Weil schick und Löschdatum einstellbar, hat sich yopad.eu für mich bewährt. Aber es gibt noch viele weitere öffentliche Instanzen des Etherpad-Projekts, hier die komplette Übersicht.
Online-Seminar-Tools: Fazit
Gemeinsam in einem Raum zu sitzen, Gedanken und Ideen auszutauschen, können diese Tools nicht ersetzen. Aber zumindest können sie die Vermittlung von Inhalten interaktiver und kurzweiliger machen.
Das war nur eine kleine Zusammenstellung aus meinen bisher gesammelten Erfahrungen in Online-Seminaren und Workshops. Welche Tools findest du hilfreich, welches fehlt noch in der Liste? Ich freue mich über dein Feedback!