„Bahnfahren ist viel zu teuer“, sagen einige Menschen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich jedes Jahr mehr als 20.000 Kilometer auf der Schiene zurücklege. Auch in der Zugbubble auf Twitter wird das Thema immer wieder diskutiert. Doch mit einigen Tipps und Tricks kommst auch du an ein günstiges Ticket. In meinem Guide für günstige Bahntickets verrate ich sie.
Eine Vorbemerkung zu dem Preisniveau der Bahn in Deutschland: Ich denke, wir sind uns einig, dass Zugfahren günstig und für alle Teile der Bevölkerung gleichermaßen zugänglich sein sollte. Auch durch falsche Subventionspoltik und das Management der Deutschen Bahn sind viele Preise noch nicht an dem Level angekommen, wo sie grundsätzlich sein sollten. Doch kann man mittlerweile auch mit kleinem Geldbeutel quer durch Deutschland und Europa fahren.
Was nicht gerechtfertigt ist, ist meiner Meinung der Vergleich zu Billigfliegern, die Leute für einstellige Euro-Beträge durch Europa bugsieren. Das ist nicht nur extrem klimaschädlich, sondern geht auch nur auf Kosten der Mitarbeitenden dieser Fluggesellschaften.
Früh buchen für günstige Bahntickets
Was fürs Fliegen gilt, gilt auch für die Bahn gilt: Je früher ich buche, desto günstiger das Ticket. Ein weit verbreiteter Irrtum, der sich auch durch die Preispolitik der Bahn festgesetzt hat, ist, dass Flexpreis-Tickets der Standard für ein Zugticket sind. Bei anderen Bahnen in Europa sind zuggebundene Tickets der Standard. Dort ist meist auch eine Platzreservierung inkludiert. Die flexibel nutzbaren Tickets der Deutschen Bahn lohnen sich meist nur mit hohem BahnCard-Rabatt. Und ich buche sie nur in Ausnahmefällen.
Deutlich billiger sind die Sparpreis- bzw. Super Sparpreis-Angebote. Diese Tickets sind zuggebunden und haben eingeschränkte Möglichkeiten zur Umbuchung bzw. Stornierung. Dafür kann ich mit diesen Tickets bereits ab 17,90 Euro (Super Sparpreis) bzw. 21,90 Euro (Sparpreis) durch Deutschland fahren. Noch günstiger ist nur noch der kürzlich eingeführte (Super) Sparpreis Young für alle unter 27 Jahren. In dieser Buchungsklasse starten die Tickets schon bei 12,90 Euro. Mit einer BahnCard gibt es außerdem nochmal 25 Prozent Rabatt, sodass sogar Tickets unter 10 Euro möglich sind.
Das Problem: Sparpreis-Tickets sind kontingentiert. Es gibt also nur eine begrenzte Anzahl dieser Tickets pro Verbindung. Die Herausforderung besteht darin, Verbindungen zu finden, bei denen noch viele Sparpreise verfügbar sind. Datenanalysen des VCD haben ergeben, dass die meisten Sparpreise etwa einen Monat vor Reisedatum verfügbar sind. Eine andere Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass etwa 20 Tage früher nach einem geeigneten Zug gesucht werden sollte.
Wie finde ich Sparpreis-Tickets? Am einfachsten geht das direkt in der DB-Navigator-App oder in der Verbindungssuche der Bahn. Dort kannst du einen Haken bei „Unsere Bestpreise anzeigen“ setzen und bekommst automatisch die günstigsten Verbindungen in einem jeweiligen Zeitfenster angezeigt. So habe ich beispielsweise eine Verbindung von Berlin nach Hamburg mit einem Monat Vorlauf für unter 10 Euro gefunden.
Such-Tool Bahn.Guru
Aber auch externe Tools können uns bei der Suche nach günstigen Tickets helfen. Die möchte ich in meinem Guide für günstige Bahntickets nicht unerwähnt lassen. Zum einen empfehle ich Bahn.Guru, wenn du flexibel in deinen Reisezeiten bist. Das Tool funktioniert so: Du gibst deine gesuchte Verbindung ein und Bahn.Guru zeigt dir eine Kalenderansicht, mit der du die Preise vergleichen kannst.
Ein weiteres hilfreiches Tool ist Bahn Preisalarm. Der Service funktioniert ähnlich wie Google Alerts: Du gibst deine Wunschverbindung an und deinen Wunschpreis an. Das Tool schickt dir eine E-Mail, sobald dein Preis erreicht wurde.
Günstig per Sparpreis durch Europa
Doch nicht nur durch Deutschland kann ich günstig mit der Bahn fahren. Die DB bietet auch in viele Städte Europas Sparpreis-Tickets an. Es gibt Angebote in insgesamt 15 Länder. Dazu zählen u. a. Frankreich, Italien, Kroatien, Schweden oder Polen. Lennart Fahnenmüller hat vor einigen Wochen zusammengestellt, welche Orte im Sommerurlaub besonders günstig erreichbar sind.
Und auch nach Großbritannien kann ich trotz Brexit vergleichsweise günstige Tickets buchen. Jon Worth hat zuletzt aufgeschrieben, wie das funktioniert.
Ich bin in den vergangenen Jahren schon per Sparpreis nach Luxemburg, die Niederlande, Belgien, Polen, Österreich, in die Schweiz oder nach Slowenien gefahren. Und das ist nicht nur günstig – anders als beim Fliegen entdecke ich dabei auch noch atemberaubende Landschaften und kann gemütlich im Bordrestaurant essen.
Wichtig im Guide für günstige Bahntickets: BahnCard
Eine BahnCard lohnt sich in vielen Fällen schon ab der zweiten längeren Fahrt. Der VCD bietet einen BahnCard-Rechner mit dem ich prüfen kann, ab wann sich ein Kauf rentiert. Wenn du nur mit Sparpreisen unterwegs bist, reicht eine BahnCard 25 völlig aus. Denn egal ob BahnCard 25 oder BahnCard 50 – auf die Sparpreise gibt’s immer nur 25 Prozent Rabatt.
Für Menschen unter 27, ist die BahnCard ein No-Brainer, finde ich. Die My BahnCard 25 für junge Leute kostet 36 Euro. Möchte ich eine BahnCard 50, zahle ich 67 Euro. Für Kinder und Jugendliche gibt’s die Jugend BahnCard 25 für einmalig 9,50 Euro. Auch für Senior:innen gibt es ermäßigte Angebote.
Länder-Tickets
Bislang haben wir vor allem über Tickets für lange Fahrten gesprochen. Wenn es am Wochenende mal in die Berge, ans Meer oder die nächst größere Stadt gehen soll, lohnen sich Länder-Tickets. Diese Tickets gelten nur im Nahverkehr (also RE, RB oder S-Bahn). Dafür kann ich aber größere Gruppen auf ein Ticket buchen und damit den ganzen Tag so viele Bahnen im jeweiligen Bundesland nutzen, wie ich möchte.
So kann ich beispielsweise mit zwei Personen am Wochenende für 27 Euro von Hamburg an die Ostsee fahren. Oder ich fahre mit 5 Personen für 45 Euro für einen Tag quer durch Nordrhein-Westfalen.
Weitere Bahn-Unternehmen
Auf einigen Strecken ist die Bahn nicht mehr allein unterwegs, bekommt Konkurrenz durch andere Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVUs). Das wahrscheinlich bekannteste Konkurrenz-Angebot ist Flixtrain. Das Unternehmen der Flixmobility-Gruppe fährt momentan vier Strecken. Dazu zählen u. a. eine Verbindung von Hamburg nach München über Köln und Frankfurt, eine Verbindung von Berlin nach Stuttgart oder eine Verbindung von Aachen nach Leipzig. Der große Nachteil: Oftmals fahren die Züge zu Randzeiten und meist nur wenige Male am Tag. Ich bin also nicht sehr flexibel. Vorteil ist aber der niedrige Preis: Einige Verbindungen gibt es schon für fünf Euro. Weiterer Vorteil: Bei Flixtrain ist der Sitzplatz immer inklusive.
Auch im europäischen Ausland gibt es verschiedene private Fernverkehrsanbieter, bei denen du sehr günstig Tickets kaufen kannst. Die bekanntesten sind die WestBahn (Österreich), RegioJet (Tschechien) und Leo Express.