Der Einsatz von KI-Chatbots wie ChatGPT, Google Bard und Bing Chat im Journalismus wird intensiv diskutiert. Ich zeige, wie die Tools bei Themenfindung, Textgenerierung oder Suchmaschinenoptimierung helfen und die redaktionelle Arbeit vereinfachen können.
In einer Zeit, in der Informationen im Überfluss vorhanden sind und der Druck auf Redaktionen steigt, qualitativ hochwertige und ansprechende Inhalte zu erstellen, ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Tools wie ChatGPT, Google Bard oder Bing Chat zu einem viel diskutierten Thema geworden. Viele Redaktionen und Medienunternehmen kommen auf mich zu und wollen wissen, ob und wie die Technologie eingesetzt werden kann.
Der rasante Fortschritt in den Bereichen maschinelles Lernen und Sprachverarbeitung hat dazu geführt, dass KI-Modelle wie ChatGPT immer leistungsfähiger und vielseitiger werden. Die Tools können Texte verfassen, auf Anfragen reagieren und auch beim Lösen komplexerer Probleme unterstützen.
In diesem Artikel werde ich euch verschiedene Anwendungsszenarien vorstellen, bei denen KI-Chatbots Redaktionen effektiv unterstützen können. Von der Themenfindung über die Textgenerierung bis hin zur Suchmaschinenoptimierung und der Erstellung von Social-Media-Posts gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie ChatGPT, Bing Chat und Co. eure redaktionelle Arbeit bereichern können. Zusätzlich werde ich Beispiel-Prompts vorstellen, die ihr direkt nutzen könnt, um euren Arbeitsalltag zu erleichtern.
Was ist ein Prompt?
Ein Prompt ist eine Anfrage oder Anweisung, die an ChatGPT oder einen ähnlichen KI-gesteuerten Textgenerator gestellt wird. Der Prompt ist also der Ausgangspunkt für die Textgenerierung und gibt dem Sprachmodell klare Informationen darüber, welche Art von Antwort oder Lösung erwartet wird.
Ein effektiver Prompt sollte präzise formuliert sein und alle relevanten Informationen enthalten, wie die gewünschte Aufgabe, die Kriterien zur Bewertung der Antwort, das Format und das übergeordnete Ziel. Ein gut gestalteter Prompt ermöglicht es ChatGPT, genau auf die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer einzugehen und qualitativ hochwertige Texte zu generieren.
Struktur eines Prompts
Ein gut aufgebauter Prompt ist entscheidend, um die gewünschten Ergebnisse von ChatGPT oder Bing Chat zu erhalten. Ich nutze für meine Chatbot-Anfragen meist folgendes Schema:
- Persona: Definiere die Rolle oder den Charakter, den der Chatbot in der Konversation einnehmen soll. Überlege, ob der Chatbot als Experte, Assistent oder Berater agieren soll, um deine Erwartungen zu erfüllen.
- Aufgabe: Beschreibe klar und präzise, welche konkrete Aufgabe der Chatbot erfüllen soll. Formuliere die Anfrage so, dass der Chatbot genau weiß, was von ihm erwartet wird.
- Kriterien: Definiere die Kriterien, anhand derer der Chatbot seine Antwort oder Lösung bewerten soll. Beispielsweise könnten dies Aktualität, Verständlichkeit oder Relevanz sein, um sicherzustellen, dass die generierte Antwort den journalistischen Anforderungen entspricht.
- Ziel: Kläre das übergeordnete Ziel des Chatbot-Einsatzes. Möchtest du Informationen sammeln, Leser:innen unterhalten oder ihnen bei einem spezifischen Anliegen helfen? Das Ziel hilft dabei, den Fokus der Anfrage zu bestimmen.
- Format: Gib an, in welchem Format die Antwort des Chatbots erwartet wird. Soll es ein kurzer Text, eine Liste, eine Tabelle, Code oder eine andere Art der Ausgabe sein? So kann der Chatbot die Antwort entsprechend strukturieren.
- Refinement: Falls erforderlich, kann eine zusätzliche Runde des Verfeinerns oder Präzisierens der Anfrage erfolgen. Du kannst zum Beispiel darum bitten, die Antwort zu kürzen, andere inhaltliche Aspekte zu ergänzen oder die Zielgruppe anders anzusprechen.
10 ChatGPT-Prompts für Redaktionen
Jetzt möchte ich euch einige Anwendungsszenarien vorstellen, bei denen ChatGPT, Bing Chat oder Google Bard eine sinnvolle Unterstützung für Redaktionen sein können. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig.
1. Themenfindung und Brainstorming
ChatGPT kann bei der Ideenfindung im Journalismus helfen, indem das Tool kreative Vorschläge für Artikelthemen oder Geschichten liefert. Ihr könnt den Chatbot fragen, welche Erzählansätze sich in einer Jahreszeit oder mit Blick auf einen anderen Anlass anbieten oder nach ungewöhnlichen Perspektiven zu einem Thema suchen.
Beispiel-Prompt: „Du bist Journalistin. Hilf mir bei der Themensuche. Generiere fünf Artikelideen, die meinen Leser:innen im Vorfeld zum Sommerurlaub helfen könnten. Liste die Artikelideen in tabellarischer Form mit dem Erzählziel in einem Satz in einer zweiten Spalte auf.“
2. Informationen zusammenfassen
Wenn ihr große Mengen an Informationen sichten müsst, kann euch ein KI-Chatbot dabei helfen, diese schnell zu analysieren und zusammenzufassen. Ihr könnt ChatGPT bitten, die wichtigsten Punkte aus einem umfangreichen Bericht, einer Pressemitteilung oder einer Studie zusammenzufassen.
Beispiel-Prompt: „Bitte fasse folgenden Text in zwei Absätzen und danach in fünf Stichpunkten zusammen.“
3. Expert:innen finden
Bei der Recherche für einen Artikel kann die Suche nach geeigneten Expert:innen oder O-Ton-Geber:innen lange dauern. KI-Chatbots können dabei helfen, relevante Personen und ihre Kontaktdaten wie E-Mail-Adressen oder Telefonnummern zu finden. Erfahrungsgemäß funktioniert das mit Bing Chat oder Google Bard deutlich besser als mit ChatGPT. Denn in der Standard-Version hat ChatGPT keinen Internetzugriff.
Beispiel-Prompt: „Du bist Journalistin. Stelle mir eine Tabelle mit Expert:innen zum Thema Energiewende zusammen, die ich für ein Interview anfragen kann. Ergänze Institution, E-Mail-Adresse und Telefonnummern.“
4. Ideen für Interviewfragen
ChatGPT oder Bing Chat können euch bei der Erstellung von Interviewfragen unterstützen, indem euch die Chatbots Vorschläge für interessante und relevante Fragen geben. Ihr könnt das jeweilige Tool bitten, Fragen zu einem bestimmten Thema oder zu den Ansichten einer Person zu generieren.
Beispiel-Prompt: „Kannst du mir einige Fragen vorschlagen, die ich bei einem Interview mit einer Expertin für Energiewende stellen könnte?“
5. E-Mail-Anfragen texten
Für Presseanfragen oder Interviewanfragen könnt ihr KI-Chatbots nutzen, um euch bei der Formulierung von E-Mails zu unterstützen. So kann euch etwa der Bing Chat dabei helfen, den richtigen Ton zu treffen und relevante Informationen einzubeziehen.
Beispiel-Prompt: „Du agierst als Journalistin der Redaktion ABC. Entwerfe eine E-Mail-Anfrage an eine Expertin zum Thema Energiewende. Ziel ist es, die Person für ein telefonisches Gespräch im Laufe der Woche zu gewinnen. Es soll darin um die Rolle der Energiewende bei der Bekämpfung der Klimakrise gehen.“
6. Übersetzungen
Chatbots sind sehr gut im Übersetzen von Texten in verschiedene Sprachen. Wenn ihr beispielsweise eine Quelle oder einen Artikel in einer fremden Sprache habt, könnt ihr ChatGPT bitten, den Text für euch zu übersetzen.
Beispiel-Prompt: „Kannst du mir den folgenden Text ins Deutsche übersetzen?“
7. Text anhand von Notizen generieren
Oft hat man Notizen oder Stichpunkte zu einem bestimmten Thema, aus denen ein vollständiger Text entwickelt werden soll. ChatGPT kann euch dabei helfen, basierend auf euren Notizen einen zusammenhängenden Text zu generieren.
Beispiel-Prompt: „Entwickle einen journalistischen Artikel (500 Wörter) über das Aussterben der Dinosaurier basierend auf folgenden Notizen:“
8. Überschriften und Teaser formulieren
Starke Überschriften und ansprechende Teaser sind entscheidend, um das Interesse der Leser:innen zu wecken. Sprachmodelle können euch dabei unterstützen, wirkungsvolle Überschriften und Teaser zu formulieren, die Aufmerksamkeit erregen.
Beispiel-Prompt: „Erstelle mindestens fünf packende Überschriften und drei ansprechende Teaser zu folgendem Text:“
9. Suchmaschinenoptimierung
Die Optimierung von Inhalten für Suchmaschinen ist ein wichtiger Aspekt des modernen Journalismus. KI-Chatbots können euch dabei helfen, Texte zu erstellen, die suchmaschinenfreundlich sind und eine höhere Sichtbarkeit in den Suchergebnissen erzielen.
Beispiel-Prompt: „Du bist SEO-Redakteur. Folgender Text soll auf die Keywords „Aussterben Dinosaurier“ optimiert werden. Mache Vorschläge für den Title-Tag, die Meta-Description, passende Zwischenüberschriften und schreibe den Text um, dass er für Personen besser auffindbar wird. Ergänze im Anschluss Bild-Ideen und passende Alt-Texte.“
10. Social-Media-Posts erstellen
Für die Verbreitung von Artikeln und Recherchen in sozialen Medien sind gut formulierte und ansprechende Posts von großer Bedeutung. ChatGPT oder Bing Chat können euch dabei helfen, kreative und interessante Social-Media-Posts zu erstellen, die die Leser:innen zum Klicken und Teilen animieren.
Beispiel-Prompt: „Entwickle fünf Ideen, wie man folgenden Online-Artikel passend auf Instagram präsentieren könnte. Mache Vorschläge für passende Fotos (mit Suchbegriffen), welche Inhalte auf Kacheln oder in Videos erscheinen könnten und schreibe passende Teaser-Texte. Liste die Ideen tabellarisch auf.“
ChatGPT im Journalismus: Mein Fazit
Das waren nur einige Beispiele für die Anwendung von ChatGPT im Journalismus. Der Einsatz von KI-Chatbots kann Redaktionen dabei helfen, Zeit zu sparen, kreativere Ideen zu entwickeln und den redaktionellen Workflow zu optimieren. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass die Ergebnisse von ChatGPT, Bing Chat oder Google Bard überprüft werden sollten, um sicherzustellen, dass sie den journalistischen Standards des eigenen Hauses entsprechen.
Und der Einsatz von KI bringt auch ethische Fragen mit sich, die diskutiert werden müssen. Die Qualitätssicherung und redaktionelle Überprüfung der generierten Inhalte sollten immer oberste Priorität haben. Denn KI-Chatbots wie ChatGPT, Google Bard oder Bing Chat sind vor allem Werkzeuge zur Unterstützung und Ergänzung menschlicher Kreativität und Urteilsvermögen und sollten nicht eingesetzt werden, um Menschen zu ersetzen.
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Transparenz: Beim Schreiben dieses Artikels hat mich das KI-Sprachmodell GPT3.5 unterstützt.