Wie funktioniert Recherche mit KI? Worauf muss ich als Journalist:in achten? Ich habe die wichtigsten Tools und Tipps zusammengestellt.
Mit meinen Seminaren bin ich regelmäßig bei Redaktionen, Medienunternehmen und Verbänden zu Gast, um darüber zu sprechen, wie sich der journalistische Arbeitsalltag durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz verändert. In den Terminen wird mir regelmäßig die Frage gestellt, ob in Zukunft nicht einfach die KI die journalistische Recherche übernehmen kann.
Ich bin da sehr zurückhaltend. Wer sich schon mal mit den verschiedenen Tools und der Technologie dahinter auseinandergesetzt hat, weiß, wie fehleranfällig die Systeme sind. Sprachmodelle (LLMs) arbeiten wahrscheinlichkeitsbasiert und überprüfen ihre Ergebnisse nur sehr eingeschränkt. Das macht sie zu denkbar schlechten Rechercheur:innen. Dennoch sind natürlich Einsatzszenarien denkbar, in denen KI Journalist:innen unter die Arme greifen kann.
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Recherche mit KI: Tools für Redaktionen im Überblick
Anfangs liegt der Gedanke nahe, für die Recherche auf einen KI-Chatbot wie ChatGPT, Microsoft Copilot oder Perplexity zurückzugreifen. Die Tools können zwar das Internet nach Informationen durchsuchen, machen dabei aber häufig Fehler. Das führt dazu, dass wir jedes Rechercheergebnis eines KI-Chatbots akribisch überprüfen müssen: Stimmen die Namen? Sind die Zahlen korrekt? Ist die Quelle verlässlich? Hat das Sprachmodell im Hintergrund die Suchergebnisse falsch interpretiert? Die Zeit, die wir brauchen, um die Ergebnisse zu kontrollieren, lässt sich besser nutzen. Deshalb empfehle ich bei der „klassischen Suche“ nach Informationen auf bewährte Verfahren der Online-Recherche zurückzugreifen.
Wenn ich aber eine verlässliche Quelle gefunden habe, kann ich diese mit KI-Unterstützung auswerten. Auch hier muss ich die Vorschläge des Tools genau überprüfen, die Fehlerquote ist aber deutlich niedriger als im Fall der KI-Eigenrecherche. Zum Einstieg in die Recherche mit KI empfehle ich zum Beispiel folgende Tools.
Consensus

Consensus ist eine KI-gestützte Suchmaschine für wissenschaftliche Forschung. Das Tool stellt zu einem Suchbegriff relevante Paper und Studien zusammen und gewichtet diese nach Relevanz im wissenschaftlichen Diskurs. Auch automatisierte Zusammenfassungen bietet die Website an.
ChatPDF

Die Website verbindet PDF-Dateien mit einem Chatbot. Der Chatbot kann dir Fragen zum Inhalt beantworten oder Inhalte zusammenfassen. Das ist besonders praktisch bei sehr langen Texten. Auch Datensätze innerhalb der PDF-Datei kann der Chatbot für dich auswerten.
NotebookLM

Das Tool von Google kann dabei helfen, verschiedene Quellen gleichzeitig zu analysieren. Dafür kann ich Texte, PDF-Dateien, Websites oder YouTube-Videos zu einem Notizbuch hinzufügen. Googles eigenes Sprachmodell, Gemini, analysiert die Quellen. Im Anschluss kann ich per Chat Zusammenfassungen anfragen, um Auswertungen bitten oder einzelne Informationen abrufen.
trint

Lange Interviews abzutippen, gehört zu den anstrengendsten Aufgaben von Journalist:innen. Inzwischen gibt es aber einige Tools, die diese Fleißarbeit übernehmen. Die bekannteste Lösung ist trint. Es gibt aber zum Beispiel auch Happy Scribe oder Amberscript. Auch Microsoft bietet inzwischen eine eigene Transkription an. Die Anwendungen tippen das gesprochene Wort für dich ab und helfen so, schneller einen Überblick über dein Material zu bekommen. Auch für fremdsprachige O-Töne sind die Tools sehr praktisch.
summarize.tech

Die Website fasst automatisch den Inhalt von YouTube-Videos zusammen. Im Anschluss zeigt das Tool an, was in welchem Abschnitt eines Videos gesagt wurde. Das spart Zeit, wenn du schnell erfassen willst, ob der Inhalt für dich relevant ist. Damit das funktioniert, muss das jeweilige YouTube-Video Untertitel haben. In der YouTube-Suche kannst du danach filtern.
Recherche mit KI: Mein Fazit
Auch, wenn KI-Chatbots wie ChatGPT oder Perplexity keine große Recherchehilfe sind, kann KI Journalist:innen in ihrer Recherche unterstützen. Die fünf vorgestellten Tools sind dafür ein Anfang. Noch mehr praktische KI-Tools für den Alltag stelle ich in meinem kostenlosen KI-Newsletter vor. Wenn du dich für das Thema KI interessierst, kannst du für dein Team ein Seminar bei mir buchen.